Im Raum Gardasee gibt es Belege für das Vorhandensein von Olivenbäumen in der späten Eisenzeit, vielleicht bis in die Bronzezeit. Die Einführung noch zu rätischen Zeiten auch in warme Zonen im Etschtal kann somit angenommen werden. In römischen Zeiten dürfte durch den Austausch die Technik in der Verarbeitung zu Öl einen ersten Höhepunkt erreicht haben, auch durch ein vorteilhaftes mediterranes Klima. Die Olivenkulturen und das Öl am Gardasee hatten über das Mittelalter hinweg einen hohen Wert und damit auch weite Verbreitung im Anbau und 1997 wurde die Bezeichnung Garda DOP geschützt, inklusive Unterzone Trentino (nördlicher Teil im Hinterland von Arco und Riva). Im Etschtal könnte die kleine Eiszeit vom Ende des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert den Altbestand signifikant reduziert haben, sodass nur in den wärmsten Lagen sich einzelne Bäume hielten. Im Raum Kurtatsch und Kaltern gibt es Dokumentation die den Olivenanbau in den letzten Jahrhunderten belegt, z.B. auch am Ölleitenhof am Kalterer See. Erst in den letzten Jahrzehnten haben die wärmeren klimatischen Bedingungen zu einer Renaissance im Anbau von Olivenbäumen geführt.
Das Klima und Ausbreitung
Die Klimaerwärmung hat sicherlich zur Ausbreitung des Raumes für Olivenbäume in die Höhe und nach Norden beigetragen, ausgehend von den wärmsten Lagen im Südtiroler Unterland um Kurtatsch, am Kalterer See und im Bozner Kessel. Die besten Anbaugebiete für schwere Rotweinsorten in Südtirol stimmen somit mit den optimalen Lagen für Olivenbäume grundsätzlich überein. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden Olivenbäumchen neben ästhetischen Zwecken von einigen Liebhabern strategisch vorwiegend an den Rändern von Weingütern angelegt. Durch die Unerfahrenheit und dem anfänglich hohen Risiko durch kalte Wintern wurden besonders die typischen Sorten aus dem Gardaseegebiet (Casaliva, Leccino, Frantoio, usw.) und andere frostresistente Arten eingeführt. In Südtirol kann die Produktion in mehr als minimalen Mengen seit dem 21. Jahrhundert angenommen werden, anfangs mit Olivenöl-Erzeugung in einer Olivenmühle mit Abfüllung in größere Behälter für den Verbrauch in Familie und Bekanntschaft. Mit dem beständigen Anstieg der Mengen, stieg auch der qualitative Anspruch und Wille das Olivenöl mit eigener Etikette abgefüllt in kleiner Flasche zu erzeugen. Seit ca. 2010 sind solche Olivenöl-Flaschen von Südtiroler Produzenten im Umlauf.
Nördlichste bzw. höchste Ausbreitung
Noch vor einigen Jahren schmunzelte am Gardasee die Olivenbranche über die Südtiroler Mikromengen und die Existenz war nur wenigen bekannt. Durch die Nutzung modernster Mühlen die unter Luftausschluss die Qualität der Oliven bestmöglich als Olivenöl in die Flasche bringen, zeigt sich das Potential des Anbaugebiets Südtirol. Zertifizierte Olivenölverkoster bestätigen in den wenigen Vergleichs-Verkostungen seit ca. 2012 hohe sensorische Qualität und die Laborwerte passen bei dementsprechender Verarbeitung. Als derzeit nördlichste relevante Anbauzone kann das Burggrafenamt bei Meran angenommen werden. Der Erika Garten (~46.69 N, Höhe unbekannt) in Dorf Tirol dürfte der nördlichste Olivenhain sein. Das Landesversuchszentrum Laimburg betreut Olivenbäume u.a. in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff (46.66 N, 370 m.ü.d.M.). Südlicher (46.50 N, 600 m.ü.d.M.) an den Hängen vom Hörtenberg bei Bozen liegen am Rande von Weingütern die höchsten bekannten Südtiroler Olivenhaine im Besitz des Obermoserhofes.
Ähnlich der Situation in den 1990ern in Südtirol scheinen seit ca. 2017 andere bisher für Olivenkulturen unbekannte Gebiete den Anbau mit Hinblick auf Olivenölproduktion aufzubauen, so z.B. bei Sankt Anna am Aigen (46.83 N, 403 m.ü.d.M.) in der Steiermark oder in Mörbisch (47.75 N, 122 m.ü.d.M.) am Neusiedler See.
Geschrieben und letztes Update: November 2022